Bauphysik
Die Bauphysik ist eine junge wissenschaftliche Disziplin, mit der selbst Baufachleute zu Beginn der 70er Jahre noch nichts anzufangen wussten. Aus den Ölkrisen 1973 und 1979 und den hinzukommenden Überlegungen zum Klimaschutz erwuchs ein Bewusstsein, dass zu einer zunehmenden Einbeziehung bauphysikalischer Überlegungen bei der Gebäudeplanung führte. Ein wachsendes Komfortbedürfnis, das sich durch gestiegene Anforderungen an den Schallschutz niederschlägt, oder die Forderung nach Ressourcen sparenden Heizsystemen erhebt, formt das Berufsfeld des Bauphysikers.
Gesetzliche Regelungen wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG), und die vorausgegangene Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) und Wärmeschutzverordnung bestimmen heute in Deutschland die Wärmedämmeigenschaften von Gebäude-Umfassungskonstruktionen.
Die Verlagerung des Schwerpunktes, weg von der einzelnen physikalischen Betrachtung von Bauteilen, hin zur ganzheitlichen energetischen Konzeptionierung von Gebäuden sei erklärtes Ziel einer neuen Bauphysik.
Bisher gilt in Deutschland das normierte Glaser-Verfahren zur Berechnung von anfallendem Tauwasser in Baukonstruktionen. Die Norm besagt, dass im Winter in Bauteile eingedrungenes Tauwasser in der Sommerperiode wieder austrocknen muss. Verbleibt Tauwasser in der Konstruktion, kann dies zu Bauschäden führen.
Eine Vielzahl unterschiedlicher Randbedingungen bleibt bei diesem Verfahren jedoch unberücksichtigt. Rechnergestützte Simulations-Programme können hier vielmehr leisten. Sie verwenden neuste Erkenntnisse der Dampfdiffusion und dem Flüssigtransport in Baustoffen, sowie standortbezogene Klimawerte einschließlich Schlagregen und Sonneneinstrahlung. Diese Software eignet sich zur Bestimmung der Austrocknungszeit von Baufeuchte, der Tauwassergefahr und des Einflusses von Schlagregen.
Anwendung finden diese Simulationen bei der Ursachenforschung von Bauschäden, als Ergänzung zum Glaser-Verfahren, zur Berechnung von Wärmetransportvorgängen, Wärmebrückenberechnung, zur Eignungsprüfung neuer Baustoffe und bei der Darstellung der komplexen Feuchtetransportphänomene in Bauteilen.